24. April 1997 - Neues Domizil in Rekordzeit genehmigt

THW will neben dem Technischen Zug auch eine Fachgruppe in Altenburg aufbauen

Altenburg (OVZ). Schon in einem halben Jahr soll der Ortsverband Altenburg des Technischen Hilfswerkes (THW) in sein neues Domizil am Weißen Berg ziehen. Gestern erfolgte der erste Spatenstich für den 1,2 Millionen Mark teuren Neubau. Doch nicht die realtiv kurze Bauzeit ließ die Gäste aufhorchen, sondern eher die Tatsache, in welch rasantem Tempo ein Grundstück gefunden wurde und die Baugenehmigungen unter dach und Fach waren. "Das war schon phänomänal", lobte der private Bauherr Hans-Jürgen Liebers die Stadt. Die Bauunterlagen wurden am 31. Januar fertiggestellt und bereits am 19. März lag die Genehmigung vor. Nach der Fertigstellung wird das THW als Mieter einziehen.

Auch Landrat Christian Gumprecht bekannte, daß er skeptisch gewesen sei, als er von den Plänen des Hilfswerkes hörte. Er wünschte den Mitarbeitern möglichst wenig Einsätze. "Doch gerade der tragische Arbeitsunfall und der Einsatz des THW zeigt, wie wichtig die Organisation ist", sagte Gumprecht.

Auf dem 2800 Quadratmeter großen Areal wird eine Halle für die fünf Einsatzfahrzeuge entstehen. In einem zweiten Trakt sollen Sanitär-, Schulungs- und Büroräume untergebracht werden. Anbaumöglichkeiten sind vorhanden. Das Gebäude sei ein Zweckbau, erklärte Liebers. Der Bau werde sich harmonisch in die Bebauung des Gewerbegebietes einfügen. "Auf Schnörkel wird verzichtet", macht Liebers deutlich, versichert aber, daß trotz aller Normen soviel Spielraum blieb, den Neubau wohnlich gestalten.

Immerhin sollen dem Ortsverband einmal 74 Helfer angehören, die auch ihren siebenjährigen Wehrersatzdienst leisten. Neben dem Technischen Zug soll in Altenburg auch eine Fachgruppe für Trinkwasseraufbereitung aufgebaut werden, die im In- und Ausland eingesetzt wird. Derzeit wirken in Altenburg 25 Helfer in den Reihen des THW mit. "Wir brauchen also jederzeit neue Mitarbeiter", warb der Landesbeauftragte für Sachsen und Thüringen, Günter Trautvetter. Auch deshalb ist die Gründung einer Jugendgruppe geplant. Ein passender Raum ist im Neubau geplant. Viele Altenburger Kinder und Jugendliche haben schon reges Interesse bekundet. Jörg Wolf

Quelle: LVZ Osterländer Volkszeitung, 24.04.1997

26. Mai 1997 - Auf den Knall folgte sogar Applaus

Hilfswerk sprengte diesmal ohne größere Probleme den Rest des alten Schlachthofes

Altenburg (OVZ). Videokameras surrten, Fotoapparate klickten - zahlreiche Altenburger verfolgten am Sonnabend aus sicherer Entfernung die Sprengung des restlichen Schlachthofes. Die Polizei hatte diesmal das Areal weiträumig abgeriegelt. Auch die Gartenanlage wurde für eine Stunde geräumt. Unterstützt wurden die Ordnungshüter von 15 Mitarbeitern des Technischen Hilfswerkes, die mit Sprechfunk ausgestattet waren. Mit Lautsprecherdurchsagen wurden die Anwohner auf dem Laufenden gehalten. Die Schaulustigen verhielten sich weitestgehend diszipliniert, nur drei Uneinsichtige versuchten noch nach dem Warnsignal über den Bahndamm in die Nähe des Schlachthofes zu kommen.

Die eigentliche Sprengung mit 150 Kilo Sprengstoff lief glatt ab. Erst legte Sprengberechtigter Sven Bachmann das Gebäude um. Die letzten Schaulustigen, die über die weiträumigen Sperrungen murrten, verstummten spätestens bei diesem Riesenknall, der die Erde beben ließ. Der 60 Meter hohe Schornstein fiel einige Minuten später punktgenau auf die Trümmer des Gebäudes, ehe in einer dritten Sprengung noch ein Kühlturm zerstört wurde.

Dieses Mal hielt man den Zeitplan ein, die Bahnstrecke konnte vor 13 Uhr wieder freigegeben werden. Verletzte gab es nicht. Bis auf einige geborstene Scheiben an einem Verwaltungsgebäude des alten Schlachthofes gab es auch keine Schäden. In der PWA öffneten Mitarbeiter, klug geworden durch den Scherbenregen vor zwei Wochen, die Fenster.

Noch am morgen war der Sprengerfolg jedoch unklar. Durch den heftigen Regen in der Nacht zum Sonnabend war ein Teil der insgesamt 1500 Einzelladungen "abgesoffen" und mußte ausgewechselt werden. "Wir haben deshalb eine Stunde früher als geplant mit den letzten Vorbereitungen angefangen", so THW-Sprecherin Andrea Wirth, die der Bevölkerung für die Disziplin dankt.

Die Schaulustigen merkten von diesem und anderen Problemen aber nichts. Und als der Schornstein wie geplant in Richtung Brunnenstraße kippte gab es sogar Applaus.

Jörg Wolf

Quelle: LVZ Osterländer Volkszeitung, 26.05.1997